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Wie Grüne Damen im Krankenhaus helfen

Aktuelles und Pressemitteilungen | 07.11.2023

Ulla Klein ist als Grüne Dame im Kreiskrankenhaus mit den Patienten im Gespräch. Foto: Dagmar Jährling

Jedes Zimmer ist eine kleine Überraschungsbox“, sagt Ulla Klein. Als Grüne Dame zieht sie von Tür zu Tür, von Zimmer zu Zimmer im Kreiskrankenhaus Bergstraße (KKB). „Wir wissen nicht, welche Diagnose uns erwarten wird.“ Vom Patienten mit gebrochenem Fuß bis hin zum Krebspatient, der in Kürze ins Hospiz gehen wird, ist alles dabei. Die 61-Jährige ist eine der 15 „Grünen Damen“, die im Krankenhaus in Heppenheim dafür sorgen wollen, dass sich die Patienten während ihres Aufenthalts weniger alleine fühlen.

Klein, die vor zwei Jahren mit ihrem Mann in die Kreisstadt zog, befindet sich derzeit in ihrem sogenannten Freizeitblock der Altersteilzeit. Als sie vor etwa einem Jahr in der Zeitung las, dass im Kreiskrankenhaus dringend Grüne Damen gesucht werden, weckte das ihre Neugier. Bereits ihre Mutter war als Grüne Dame im Krankenhaus in Leverkusen aktiv. „Meine Motivation war es eigentlich, dass während der Corona-Pandemie viele Menschen einsam waren. Das ist gesund schon schlimm, aber krank noch schlimmer“, findet Klein. Seit Februar ist die geborene Kölnerin nun im Kreiskrankenhaus im Ehrenamt aktiv. „Ich kann mich schön in die Gesellschaft einbringen“, sagt Klein.

Gemeinsam mit elf weiteren Interessierten absolvierte sie einen Ausbildungskurs für Besuchsdienste, den das evangelische Dekanat Bergstraße ausrichtet. Dort werden ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Dienst in Krankenhäusern, Pflegeheimen und den Kirchengemeinden geschult. Im Kurs gibt es theoretische Einführungen, aber auch praktische Übungen, Gruppengespräche, Rollenspiele sowie spirituelle Impulse. Einige der Teilnehmer, die den Kurs im Oktober beendeten, sind nun bei den Grünen Damen zu finden. Einmal die Woche ist Ulla Klein im Dienst. Dann streift sie ihren lindgrünen Klinikkittel über und geht auf den Stationen von Tür zu Tür. Mal ergibt sich ein Gespräch, mal holt sie den Patienten etwas aus dem Kiosk, weil dies gerade niemand anderes erledigen kann.

„Viele Patienten bleiben nur ein paar Tage, aber manche auch mehrere Wochen“, erzählt Klein. So sieht sie manche nur ein einziges Mal, andere öfter. Wie viele Besuche die Ehrenamtlichen in ihrem Dienst am Vormittag erledigen müssen, ist nicht vorgeschrieben. Mal dauert ein Gespräch länger, mal kürzer, andere Patienten sind nicht interessiert oder haben vielleicht gerade Besuch von Angehörigen. Die Gespräche laufen immer verschieden ab, mal oberflächlicher, mal tiefgründig. Was gleich bleibt, ist die Dankbarkeit der Patienten, dass sich ein Fremder ein paar Minuten Zeit genommen hat. „Man bekommt so viel zurück“, das sagt nicht nur Klein.

Auch die evangelische Pfarrerin Steffi Beckmann, die als Seelsorgerin im Krankenhaus und mit den Ehrenamtlichen arbeitet, hört dies immer wieder von den Damen. Obwohl der Ausbildungskurs von der evangelischen Kirche organisiert wurde, ist die Arbeit im Krankenhausalltag überparteilich und überkonfessionell. Damit ein Vertrauensverhältnis möglich ist, unterliegen die Grünen Damen und Herren der Schweigepflicht. Es sind besondere Momente, die Klein mit den Patienten teilt. Oft regen sie auch zum Nachdenken an. Einmal war da eine Frau, die nach ihrer Diagnose wusste, „es wird nicht wieder“. Sie hatte bereits alles vorbereitet, erinnert sich Klein. „Das hat mich sehr fasziniert, mit wie viel Würde sie das angenommen hat.“ Manchmal gehe esalso besonders ans Herz, sagtKlein. Für diese Fälle haben sieein monatliches Treffen mitdem ganzen Team. Dann werden Fallbeispiele durchgesprochen. Aber auch zu PfarrerinBeckmann und ihrem katholischen Kollegen Johannes Stauder können die Ehrenamtlichen zur eigenen Seelsorgekommen. Wird es mal zu viel,muss die entsprechende Dameauch nicht ihren Dienst fortsetzen, sondern darf selbstverständlich heimgehen.

„Es ist wichtig, immer mit einemfreien Kopf ins nächste Zimmerzu gehen und Aufmerksamkeitzu schenken“, betont Klein. Wie wichtig die Grünen Damen sind, zeigte sich auch während der Pandemie. Selbst alskein Besuch von Angehörigenerlaubt war, durften die Ehrenamtlichen weiterhin ins Krankenhaus kommen. Dennoch reduzierte sich die Zahl der Ehrenamtlichen während der Pandemie, sodass das Kreiskrankenhaus aktiv auf die Suchenach neuen Kräften ging. Vonzwischenzeitlich sechs Damenhat sich die Zahl inzwischenauf 14 Damen und einen Grünen Herren erhöht. So ist dasTeam derzeit gut aufgestellt.„Aber wenn man Interesse hat,sollte man sich einfach malmelden“, sagt Ulla Klein.

Dieser Artikel von Bianca Beier erschien im Starkenburger Echo am 06.11.2023