Medizinische… Geburtshilfe und… Gynäkologie

Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstraße

In Deutschland leiden rund sechs Millionen Frauen vorübergehend oder dauerhaft an Inkontinenz oder Beckenbodenproblemen. Jede fünfte Frau leidet an Blasenschwäche. Harninkontinenz ist ein sehr intimes Problem. Viele Betroffene trauen sich aus Schamgefühl nicht darüber zu reden. Wir wollen Ihnen eine vertrauensvolle Anlaufstelle zur Beratung von Frauen auf allen Gebieten der Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden sein. Denn oft schon können einfache Behandlungsmethoden und Hilfsmittel dieses Leid lindern oder sogar heilen.

Als ärztliche Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft und zertifizierte Expertin der Arbeitsgemeinschaft für urogynäkologische Beckenbodenrekonstruktion (AGUB) entwickle ich mit Ihnen ein auf Sie angepasstes Konzept. Modernste Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten unterstützen mein Team und mich bei dieser Aufgabe.

In unserer Kontinenz-Sprechstunde beantworten wir Ihnen gerne Ihre Fragen. Wir nehmen uns Zeit, mit Ihnen genau die Therapie zu finden, die Ihr Problem löst.

Nicht selten liegen gleichzeitig auch Probleme bei der Stuhlentleerung oder Stuhlinkontinenz vor. In unseren chirurgischen Kooperationspartnern finden Sie kompetente Ansprechpartner.

Gerne stellen wir Ihnen nachfolgend unser Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstraße mit seinem erfahrenen Team vor. Außerdem möchten wir Sie hier über Inkontinenz- und Senkungserkrankungen bei der Frau und deren Therapie informieren. 

Mein Wunsch für unsere Patientinnen: Dass Sie wieder so aktiv sein können, wie Sie es sich wünschen.

Ihre
Dr. med. Cordula Müller

Chefärztin Frauenklinik
Leiterin Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstraße

Die Funktionsstörung des Beckenbodens, insbesondere die Harninkontinenz, stellt für die Betroffenen eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Wir wollen eine Anlaufstelle für Patientinnen zur Beratung auf allen Gebieten der Harninkontinenz und bei Senkungsbeschwerden sein. Blasenschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Da hiervon die richtige Therapie abhängt, steht am Anfang der Behandlung immer eine genaue Diagnose (mehr Informationen unter "Diagnostik").

Wir bieten eine differenzierte Diagnostik und Therapie:

  • Spezielle urogynäkologischer Ultraschalluntersuchung (Introitussonographie)
  • Blasendruck Messung
  • Konservative/medikamentöse Therapievorschläge
  • Auf Wunsch: Vermittlung qualifizierter Physiotherapie
  • Elektrostimulation/Biofeedback
  • Postoperatives Konzept mit individualisierter Physiotherapie
  • ggf. interdisziplinäre Konsultation (Chirurgie/Proktologie, Urologie)

Unser operatives Spektrum umfasst:

  • Spannungsfreie Vaginalschlingen gegen Harninkontinenz (TVT, TOT, Minischlinge)
  • Laparoskopische Aufhängung der Harnröhre bei Harninkontinenz (Kolposuspension)
  • Harnröhrenunterspritzung gegen Harninkontinenz
  • Klassische und netzgestützte Senkungschirurgie von der Scheide aus
  • laparoskopische Senkungsoperation (Sakropexie per Schlüssellochchirurgie)
  • Botoxunterspritzung in die Harnblase bei der überaktiven Blase
  • Blasenschrittmacher bei überaktiver Blase oder Blasenentleerungsstörung

Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz. Da die Behandlung je nach Inkontinenzform unterschiedlich ist, ist es zunächst wichtig, die Ursache der Inkontinenz herauszufinden. Hierzu beschreiben wir Ihnen die möglichen Untersuchungsmethoden, die auf Ihren speziellen Bedarf angepasst und dann bei uns durchgeführt werden.

Vor der Untersuchung bekommen Sie einen Fragebogen zu Ihren Beschwerden ausgeteilt, den wir Sie bitten auszufüllen. Er dient als Basis für das ärztliche Gespräch. Diagnostisch erfolgt zunächst einmal die genaue Erhebung der Krankengeschichte, dem schließt sich eine gynäkologische Untersuchung an. Es folgen Urinuntersuchung, Ultraschalldiagnostik mit Introitussonographie (gynäkologischer Ultraschall von Scheideneingang aus).

Die Introitussonographie ist eine schmerzfreie Darstellung der Beckenorgane und ihrer Lagebeziehungen zueinander. Ebenso kann die Funktion beziehungsweise Fehlfunktion des Beckenbodens beurteilt werden. Diese Untersuchung macht das früher übliche Röntgen mit Kontrastmittelgabe über die Harnröhre unnötig.

Als spezielle Untersuchungsmethoden schließen sich dann eine Urodynamik und gegebenenfalls eine Blasenspiegelung an.
Unter Urodynamik versteht man die Untersuchung und Messung der funktionellen Abläufe im Harntrakt, durch die eine Beurteilung der Harnspeicherungs- und Harnentleerungsfunktion der Blase möglich wird. Hiermit gelingt es häufig zwischen einer Inkontinenz, die durch eine schwache Harnröhre (Belastungsinkontinenz) bedingt ist, und einer Reizblase/überaktiven Blase zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist wichtig, da die Therapien verschieden sind. In der Hand unserer erfahrenen Untersucher ist auch diese Methode schmerzfrei.

Hilfreich zur Differenzierung der Inkontinenz und zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Therapie ist ein sogenanntes Toiletten- und Trinkprotokoll oder auch Miktionsprotokoll. Dazu wird in einem Zeitraum von ein bis zwei Tagen rund um die Uhr notiert, wann man wie viel trinkt und wie hoch die Urinmenge ist. Ideal wäre es, wenn Sie ein ausgefülltes Protokoll zum Termin der Kontinenzsprechstunde mitbringen. Sie finden ein Formular auf der Seite der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.

Inkontinenzformen und Therapiemöglichkeiten

Nachfolgend stellen wir Ihnen die Formen der Inkontinenz und der Senkungszustände der weiblichen Organe sowie deren Therapieansatzmöglichkeiten dar.

"Ich habe eine schwache Blase."
"Meine Blase macht, was sie will."
"Oft habe ich Angst: Werde ich es bis zur Toilette schaffen?"
"Ich gehe nie an einer Toilette vorbei!"
"Nachts lässt mir meine Blase keine Ruhe."
"Ohne Einlagen traue ich mich nicht aus dem Haus."
"Das kommt ganz unvermittelt: Plötzlich muss ich ganz dringend."

Kommt Ihnen das bekannt vor?
Dann könnte bei Ihnen eine "Überaktive Blase" (Synonyme: Reizblase, Dranginkontinenz) vorliegen.
Dranginkontinenz bedeutet: ein sehr starker Harndrang, der zum unkontrollierbaren Urinverlust führt beziehungsweise, wenn die Patientin nicht in der Lage ist, diesen Drang bis zum Erreichen der Toilette auszuhalten.

Therapie der Dranginkontinenz
Ziel ist eine bessere Blasenstabilität. Wir besprechen verschiedene Lösungsansätze mit Ihnen und suchen die für Sie sinnvollste aus.
Wichtige Punkte können sein:

  • Ausreichende Trinkmenge: Viele Frauen kaschieren ihre Inkontinenz, indem sie weniger trinken. Aber ein konzentrierter Urin reizt die Blase noch mehr.
  • Lebensstil / Verhaltenstherapie
  • Gewichtsreduktion
  • Verminderung des Koffeinkonsums
  • Aufgeben des Rauchens
  • Östrogenisierung: Das Gewebe um die Harnröhre und Blase wird unter dem Einfluss von Östrogen kräftiger und damit die Funktion der Blase stabiler. Es gibt ein spezielles Östrogen in Salben- oder Zäpfchenform, das nur vor Ort wirkt.
  • Behebung einer Blasensenkung
  • Blasentraining: zunächst Aufschreiben der Toilettenabstände (Toiletten- und Trinkprotokoll). Dann schrittweise den Abstand erhöhen
  • Medikamente: Es gibt verschiedene Präparate, deren Wirkweise in der Verringerung des Harndrangs und der Anzahl der Toilettengänge besteht. Medikamente helfen Ihnen,
    ... das Füllungsvermögen der Blase zu verbessern.
    ... Ihren Harndrang besser zu bewältigen.
    ... die zu häufigen Blasenentleerungen zu verhindern.
    ... die nächtlichen Toilettenbesuche zu reduzieren.
     
  • Physiotherapie: Spezialisierte Physiotherapeuten / Krankengymnasten stärken Ihren Beckenboden und bringen Ihnen Übungen für den Alltag bei. Die Anleitung durch geschulte Therapeuten ist zur Wahrnehmung des Beckenbodens wichtig und in der Regel nicht durch Übungen aus Broschuren ersetzbar. Wichtig ist, dass die Beckenbodenmuskulatur korrekt angespannt werden kann. Erfahrungsgemäß wird ein Beckenbodentraining oft falsch durchgeführt und leitet dann irrtümlich zu der Ansicht, dass es sowieso nichts nützt. Besondere Formen der Beckenbodengymnastik sind Konzepte nach z. B. Cantienica oder Tanzberger. Geeignete Therapeuten finden Sie auf diese Seite unter "Nützliche Hinweise und Informationen". 
  • Reizstrom-, Elektrostimulation- oder Biofeedbackgeräte: Diese Geräte führen durch schwachen Strom zum Anstieg an Muskelmasse und Kraft am Beckenboden. Bei Biofeedback wird aktiv trainiert und man erhält über eine Rückmeldung, wie gut man den Beckenboden zusammenziehen kann.

Was tun, wenn übliche Medikamente versagen?

  • Botox (Botulinumtoxin A): Wenn obige Maßnahmen nicht zu ausreichender Wirkung oder Nebenwirkung führen, dann ist BOTOX® eine Behandlungsalternative. BOTOX wird direkt in die Blase gespritzt. Damit entfallen Nebenwirkungen an anderen Organen (Mundtrockenheit, Verstopfung, Erhöhung des Augeninnendrucks). Die Wirkung von BOTOX wird nachlassen, die Wirkdauer ist individuell unterschiedlich. Wiederholungsbehandlungen bei nachlassendem BOTOX-Effekt sind erforderlich. Es wird dem Patienten geraten, selbständig den Kontakt aufzunehmen, wenn die Wirkung nachlässt.
  • Blasenschrittmacher: Ein Blasenschrittmacher stimuliert über eine Elektrode ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher die Nerven der Blase. Er bewirkt eine „Normalisierung“ der Blasenfunktion. Das Blasenvolumen steigt, Inkontinenzepisoden verringern sich und die Restharnmenge sinkt. Er wird in Narkose eingesetzt und zunächst getestet. Dabei hält die Batterie circa sieben bis zehn Jahre, dann muß ein Batterieaustausch erfolgen. Bei Stuhlinkontinenz wird der gleiche Schrittmacher auch mit großem Erfolg eingesetzt. Da etliche Patienten zeitgleich auch Darmprobleme haben, kann hier die kombinierte Wirkung auf Blase und Darm sinnvoll ausgenutzt werden (sowohl bei Stuhlinkontinenz als auch bei Verstopfung).

Belastungsinkontinenz bedeutet einen unwillkürlichen Harnverlust beim Niesen, Husten oder Lachen beziehungsweise bei Körperbewegungen, die einen Druck auf die Blase ausüben wie beispielsweise Hüpfen, Treppensteigen oder Joggen.

Ursache ist eine Beckenbodenschwäche, eingeleitet durch:

  • Mehrfache Geburten
  • Östrogenmangel (oft nach den Wechseljahren)
  • Gewebealterung mit Abbau von Bindegewebe
  • Lockerung des Bandapparates
  • Senkung
  • Drucksteigerung im Bauch (Übergewicht, Schwangerschaft, chronischer Husten, schwere körperliche Arbeit)

Therapie der Belastungsinkontinenz

  • Lokale Östrogenisierung
  • Beckenbodengymnastik

Grundpfeiler der Therapie einer Harnbelastungsinkontinenz ist ein aktives Beckenbodentraining, das sich auch hervorragend als Prophylaxe eignet, damit sich eine Beckenbodenschwäche erst gar nicht zu einer schweren Harninkontinenz entwickeln kann.
Hilfsmittel zum besseren Wahrnehmen/Trainieren der Beckenbodenmuskulatur sind:

  • Vaginalkonen (Gewichte zum Halten in der Scheide)
  • Vibrationstrainer: Dabei handelt es sich um eine bewegliche Plattform, die mit einer variablen Frequenz von 5 bis 30 Hz schwingt. Es kommt daraufhin zu schnellen Muskelkontraktionen auch der Beckenbodenmuskulatur.
  • Elektrostimulation, Biofeedback

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Inkontinenztampons (z. B. Contam, Reca-med)
  • Pessartherapie (unterstützt die Harnröhre von der Scheide aus)
  • Medikamentöse Therapie (Duloxetin)

Operation

  • Spannungsfreies Vaginalband TVT = Tension free Vaginal Tape
    Sehr gute Ergebnisse seit über 17 Jahren: 85% der Patientinnen werden durch ein Vaginalband geheilt, 10% erleben eine Verbesserung. Weltweit gibt es über 3.500.000 erfolgreiche Anwendungen. Auch bis ins hohe Alter bei Patienten ist diese Therapieform anwendbar, da nur eine kurze Narkose und Operationsdauer nötig sind und die Operation von der Scheide ausgeht. 
  • Injektion in die Harnröhre z. B. mit Bulkamid
    Unterspritzung von Füllmaterial in die Harnröhre, was zur zur Abdichtung führt. Für Patienten, die keine Operation/Narkose wollen, ist dies eine minimal invasive Option. Eventuell muss der Vorgang wiederholt werden.
  • Anhebung der Harnröhre mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) = Kolposuspension
    Mittels Nähte wird die Harnröhre wieder befestigt und stabilisiert. Früher war dies nur per Bauchschnitt möglich, heute kann die Anhebung schonend anhand einer Bauchspiegelung durchgeführt werden. 

Blasenfunktionsstörungen und insbesondere die Harninkontinenz sind infolge ihrer medizinischen, psychischen und sozialen Konsequenzen ein zentrales Problem der älteren Bevölkerung.

Ursachen und Häufigkeit
Mindestens jeder zweite bis dritte ältere Mensch ist davon betroffen: Die Inkontinenz liegt an vierter Stelle der Alterserkrankungen, die die Lebensqualität der Betroffenen am meisten einschränkt. Daher sollten die Patienten in der ärztlichen Praxis oder Klinik auf das Problem einer Blasenfunktionsstörung oder Harninkontinenz angesprochen werden.
Weitere Blasenprobleme im Alter sind wiederkehrende Blasenentzündungen, die oft die Inkontinenz verschlechtern, sowie ein vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie).
Ursachen von Blasenfunktionsstörungen im Alter sind Alterungsprozesse im Gehirn, der Nervensteuerung und Muskulatur von Blase und Schließmuskel. Zusätzlich kommt bei Frauen ein Östrogenmangel und die Folgen von Schwangerschaften, Geburten oder Operationen hinzu. In der Regel zu wenig beachtete weitere Faktoren sind zudem bestehende Grunderkrankungen und deren Behandlung mit Medikamenten, die Nebenwirkungen auf Harnspeicherung oder -ausscheidung haben.

Abklärung
Der Umfang der Abklärung sollte sich individuell nach den Symptomen, Alter und Allgemeinzustand und auch den Wünschen und Erwartungen, demnach dem Leidensdruck des Betroffenen richten. Grundlage für die Abklärung älterer Patienten mit Blasenfunktionsstörungen ist die Basisdiagnostik. Sie besteht aus einer gezielten Anamnese, klinischen Untersuchung, der Harnanalyse, einer Restharnbestimmung und dem Trink- und Blasentagebuch. Gerade bei älteren Menschen müssen oft konkrete Fragen gestellt werden, die über Zeitpunkt, Ausmaß und mögliche Ursache der Inkontinenz Auskunft geben. Wichtig sind die ausführliche medikamentöse und neurologische Anamnese und die Anamnese vorausgegangener Erkrankungen. Auch sollte der Leidensdruck festgestellt werden, da er die weiteren Maßnahmen und therapeutischen Konsequenzen wesentlich mitbestimmt.

Therapiemöglichkeiten
Vorrangig ist eine gute Hilfsmittelversorgung, damit sich der Betroffene sicher in seiner Umgebung bewegen kann, und eine Umstellung von Medikamenten, die eventuell die Inkontinenz fördern. Durch ein gezieltes Blasentraining und Toilettentraining kann die Inkontinenz gebessert werden.
Medikamente zur Blasendämpfung können die Blasenkapazität steigern, den Harndrang dämpfen und die Kontinenz verbessern.
Falls eine übermäßige nächtliche Urinproduktion vorliegt, lässt sich medikamentös (Desmopressin, z. B. Minirin) die Urinbildung reduzieren.

Der Beckenboden besteht aus mehreren trichterförmig angeordneten Muskeln, bindegewebigen Haltefaszien und Sehnen. Diese Strukturen wirken wie eine aktiv-passive Hängematte, auf der die Harnblase, Gebärmutter und der Enddarm gehalten werden.

Wenn der Beckenboden nachgibt, ist die Hängemattenfunktion mehr oder weniger aufgehoben, weil die Haltestrukturen (Bänder, Faszien, Bindegewebe etc.) nachgeben. Blase, Gebärmutter und/oder Enddarm senken sich „nach unten“ in Richtung Scheide. Wir sprechen dann von einem „Vorfall“. Die einzelnen Organe können sich alleine senken, man spricht dann von einem Blasenvorfall (Zystocele), einem Gebärmuttervorfall (Uterusprolaps) oder einem Enddarmvorfall (Rektozele). Es können auch Kombinationen an Senkungen vorliegen.

Typische Beschwerden sind abhängig von Art und Ausmaß der Senkung:

  • Druck- und „Fremdkörpergefühl“ in der Scheide
  • Ziehende Schmerzen im Unterbauch, in der Leisten- und Kreuzgegend
  • Der Vorfall führt zum Austrocknen der Scheidenhaut. Geschwüre, Schmerzen, Entzündung der Scheide, Beeinträchtigungen im Alltag, beim Sport und Geschlechtsverkehr sind die Folge.
  • Gelegentlich begleitende Harn- und Stuhlinkontinenz
  • Verlangsamter Harnfluß/ Restharn
  • Stuhlentleerungsschwierigkeiten

Der Entstehungsmechanismus der Inkontinenz ist jedoch von dem reinen Vorfall unbedingt zu trennen. Viele Patienten mit einem Vorfall sind kontinent.

Mittlerweile gibt es verschiedene Therapieansätze. Hierbei sollte beachtet werden:

  1. Die einzelnen Therapieformen sollten speziell auf die einzelne Patientin abgestimmt sein.
  2. Nicht immer muss sofort operiert werden.
  3. Nur bei „Leidensdruck“ sollte operiert werden.
  4. Die verschiedenen Behandlungsmethoden weisen unterschiedliche Erfolgsaussichten aber auch unterschiedliche Risiken auf.

Therapieansätze sind je nach Art und Schweregrad zu wählen:

  1. Beckenbodentraining, Biofeedback, Elektrostimulation sind immer sinnvoll. Dadurch können leichte Beschwerden deutlich gebessert werden, OP Resultate werden optimiert.
  2. Pessartherapie: Pessare stützen von der Scheide aus das vorgefallene Organ. Sie vermindern damit das Druckgefühl in der Scheide und verbessern Symptome wie Blasenentleerungsstörung, vermehrten Harndrang etc. Es gibt verschiedene Pessartypen, die individuell angepasst werden. Ein gut sitzendes Pessar rutscht nicht, drückt aber auch nicht, so dass es bei korrektem Sitz nicht mehr wahrgenommen wird.
  3. Hormonelle Therapie/Östrogenisierung: Diese verbessert die Durchblutung von Muskulatur, Bindegewebe und Scheidenhaut und deren Funktion.

Was bieten Ihnen operative Therapien?
1. Vordere Kolporrhaphie/Plastik

  • Wird bei einer „Blasensenkung“, also Senkung der vorderen Scheidenwand (Zystozele) durchgeführt.
  • Ist eine operative Raffung der vorderen Scheidenwand durch Nähte des körpereigenen Bindegewebes.
  • Schließt die Lücke in der vorderen Beckenfaszie.
  • Hat auch Fehlschläge (Rezidive): 30%


2. Moderne operative Lösungen mit vaginalen Netzen zur Gewebeverstärkung bei schwachem Gewebe oder wiederaufgetretener Senkung nach Operation bringen gesenkte Organe wieder in normalere anatomische Positionen zurück. Durch die unterstützende Netzeinlage stärken sie die Strukturen im Bereich der Vagina für eine dauerhafte Stabilisierung. Sie sollen:

  • Minimal invasive Lösungen bieten.
  • Gewebeverletzungen minimieren.
  • Die normalen anatomischen Gegebenheiten mit einer schnelleren Erholung als bei Eingriffen durch Bauchschnitt wiederherstellen.
  • Die Schmerzen im Vergleich zu invasiveren Verfahren verringern.
  • Eine dauerhafte Lösung bieten.

3. Beseitigung eines Scheiden- oder Gebärmuttervorfalls Kolpopexie
Ist die Anhebung und erneute Befestigung der vorgefallenen Scheide durch:

  • Befestigung des Scheidenendes an einer stabilen Bandstruktur des Beckens (durch Eingriff von der Scheide aus = sacrospinale Kolpopexie)
  • Befestigung der Scheide oder Gebärmutter per Bauchspiegelung z. B. am Steißbein mithilfe eines Netzes (Vaginopexie/Hysteropexie)

Dies alles sind nur ein paar der Behandlungsmöglichkeiten. Wir besprechen mit Ihnen gerne die verschiedenen Therapieoptionen, die für Sie in Frage kommen. Kompetenten Rat durch uns finden Sie auch bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten.

Die Ursachen der weiblichen Beckenbodenschwäche einhergehend mit Senkungsbeschwerden/Inkontinenz sind vielfältig. Die Beckenbodenmuskulatur kann in Folge von Schwangerschaft oder Bindegewebsschwäche, häufiger Druckbelastung durch chronisches Niesen oder Husten, Übergewicht oder Tragen schwerer Lasten erschlaffen. Hierdurch kann es zu Beeinträchtigung des Verschlussapparates der Harnblase kommen. Durch gezielte Übungen kann man dem entgegenwirken und eine Inkontinenz oder Senkung verbessern.
Im Rahmen der Übungen sollen Sie auch ein Gefühl dafür bekommen, bestimmte alltägliche Tätigkeiten und Bewegungsabläufe bewusster zu erleben und darauf zu achten, speziell den Beckenboden und die Strukturen der Wirbelsäule zu entlasten und zu schonen (z. B. beim Stehen, Sitzen, Bücken, Heben, Husten und bei der Stuhlentleerung).
Zu Beginn der Therapie ist eine fachliche Anleitung durch einen spezialisierten Physiotherapeuten/-in oder Urotherapeut/-in als Einzeltherapie oder im Rahmen einer Gruppe sinnvoll. Das Training soll Ihnen auch Freude bereiten. Nach einiger Zeit werden Sie bemerken, dass Ihr tägliches Üben langsam Erfolg zeigt und eine spürbare Besserung Ihrer Symptome eintritt. Spätestens von diesem Zeitpunkt an ist Ihr Training kein lästiges „Muss“ mehr, sondern eine Tätigkeit, an der Sie täglich Ihre Freude haben, Tag für Tag in Bewegung zu bleiben.
Zwei sehr bekannte und effektive funktionsspezifische von Physiotherapeutinnen entwickelte Konzepte sind Cantienica- und das Tanzberger-Konzept.

Zertifizierungen

Online-Vorträge rund um das Thema (In)Kontinenz

Vortrag "Leben statt müssen! Ursachen und Behandlung bei Inkontinenz" im Rahmen des Gesundheitsforums Bergstraße

Vortrag "Wenn die Blase drängt" - Therapieoptionen für die überaktive Blase" - Dr. Cordula Müller

Vortrag "Frau und Blase - auf ein gutes Zusammenleben" - Dr. Cordula Müller 

Vortrag "Wie kann Urotherapie bei Inkontinenz helfen" - Ursula Becker

Leitung

Dr. med. Cordula Müller
Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe
Leiterin Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstraße

Nach AGUB II zertifizierte Kompetenz zur urogynäkologischen Diagnostik und Therapie

Kontakt

Mit einer Überweisung Ihrer Frauenärztin/ Ihres Frauenarztes erhalten Si einen Termin für eine ambulante Beratung. 

Urogynäkologische Sprechstunde
Montags von 8:00 bis 13:00 Uhr und nach Vereinbarung

Anmeldung über das Sekretariat der Gynäkologie:
Tel. 06252 701 - 201
gynaekologie(at)kkh-bergstrasse.de

Ansprechpartnerin

Michaela Deisler
Oberärztin
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Koordinatorin Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstrasse
Urogynäkologische-Sprechstunde/Kontinenzzentrum

Ansprechpartner

Dr. med. Michael Diringer
Oberarzt 
Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie, Proktologie

Proktologische Sprechstunde
Medizinisches Versorgungszentrum Heppenheim
Viernheimer Str. 2a
64646 Heppenheim

Tel. 06252 9809920

Zur Website​​​​​​​

Weitere informationen

Die Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft bietet ausführliche Information zu unterschiedlichen Inkontinenzformen, Beratungsangeboten, Rehakliniken, Hilfsmitteln und Adresslisten zu zertifizierten Stellen.

Informationen und kostenfreies Servicematerial:
www.dieblase.de
www.blase-ok.de
www.dsl-blasenschwaeche.de

Die Deutsche Seniorenliga e.V. informiert über verschiedene Formen von Harninkontinenz, typische Beschwerden und moderne Behandlungsmöglichkeiten

Der BGV e.V. informiert über Ursachen, Risikofaktoren und Formen von Blasenschwäche bei Frauen.

Liste spezialisierter Physiotherapeuten unter www.ag-ggub.de