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Schlaganfall – Jede Minute zählt!

Aktuelles und Pressemitteilungen | 28.10.2020

APPELL FÜR SCHNELLE UND BESTMÖGLICHE HILFE. Es sind spezielle Einheiten, sogenannte Stroke Units, in denen Patienten nach einem Schlaganfall eine optimale klinische Behandlung zukommt. Eine Stroke Unit arbeitet auch unter dem Dach der Neurologie am Kreis-krankenhaus Bergstraße. Rund um den Weltschlaganfalltag, der in diesen Tagen im Kalender steht, rückt die Arbeit der Stroke Unit verstärkt in den Fokus. Auch wirbt ein Teil des Heppenheimer Pflege-Teams mit den vier Buchstaben FAST für ein Netzwerk, in dem Stroke Units mehrerer Krankenhäuser zusammenarbeiten, und für die gleichnamige Hilfestellung beim Erkennen eines Schlaganfalls. Die Buchstaben sind dabei dem Englischen entliehen, stehen für Face (Gesicht), Arms (Arme) und Speech (Sprache), deren Funktion und Koordination Laien und Experten einen ersten Eindruck geben können, ob ein Schlaganfall vorliegt oder eingetreten sein könnte. Das „T“ steht für Zeit und soll daran erinnern, dass umgehend über die Notrufnummer 112 der Rettungsdienst zu alarmieren ist, denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, um das Leben des Patienten zu retten und dauerhafte Schäden zu verhindern. Foto: Kreiskrankenhaus Bergstraße

Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße ermöglicht bestmögliche Behandlung // Interdisziplinär gebündelte Expertise und kurze Wege können Leben retten und Folgeschäden für Betroffene verhindern

KREIS BERGSTRASSE | Oktober 2020 | Das Wort „Zeit“ fällt oft und sehr bewusst, wenn Professor Dr. Timolaos Rizos über das Thema Schlaganfall spricht. Immer wieder weist der am Kreiskrankenhaus Bergstraße arbeitende erfahrene Neurologe darauf hin, wie wichtig der Faktor Zeit ist, um das Leben von Schlaganfallpatienten zu retten und um dauerhafte Schäden zu verhindern. Schnelles Handeln von Ersthelfern, Rettungsdienst und Klinikärzten ist unabdingbar. Ebenso entscheidend ist die bestmögliche klinische Versorgung durch ein interdisziplinäres Team verschiedenster Berufsgruppen. Hierfür gibt es spezielle Zentren, sogenannten Stroke Units. Diese stehen für kurze Wege und gebündelte Expertise zur optimalen Behandlung von Schlaganfallpatienten. Eine solche Stroke Unit ist seit mehreren Jahren am Bergsträßer Kreiskrankenhaus in Heppenheim etabliert. Das dortige Team nutzt den Weltschlaganfalltag in diesen Tagen, um das Augenmerk verstärkt auf das Thema zu lenken.

„Die Schwelle, den Rettungsdienst zu kontaktieren, sollte sehr niedrig sein,“ betont Professor Dr. Rizos. Das heißt, Betroffene und Menschen in deren Umfeld sollen nicht zögern, über die Notrufnummer 112 den Rettungsdienst zu alarmieren, wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht. Bei einem Schlaganfall, auch Hirnschlag genannt, kommt es zumeist zu einem Gefäßverschluss im Gehirn, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Eine sofortige Behandlung ist unabdingbar. Allerdings zeigt sich oft, dass wertvolle Zeit vergeben wird, bevor der Rettungsdienst gerufen wird und Patienten zur Behandlung in eine Stroke Unit kommen.

Dabei kann ein Schlaganfall in vielen Fällen mit einer Thrombolyse, auch Lysetherapie genannt, sehr gut behandelt werden. Die Medikamentengabe ermöglicht, das Blutgerinnsel aufzulösen. Eine wichtige Einschränkung: Eine solche Behandlung ist nur in einem Zeitfenster von bis zu viereinhalb Stunden nach dem Beginn der ersten Symptome des Schlaganfalls möglich. Die ohnehin schon schwierige Schlaganfalltherapie wird nach verstreichen dieser Zeit noch komplizierter. Bei besonders schweren Fällen kann außerdem ein Kathetereingriff (Thrombektomie) notwendig werden. Hier sind Neuroradiologen gefragt. Daher arbeiten die Spezialisten der Stroke Unit in Heppenheim mit der Neurologischen Klinik (Professor Dr. Martin Bendszus, Neuroradiologie und Professor Dr. Wolfgang Wick, Neurologie) des Heidelberger Universitätsklinikums, unter dessen Dach das Kreiskrankenhaus Bergstraße betrieben wird, eng zusammen. Schlaganfallpatienten bei denen ein solcher Kathetereingriff notwendig ist werden innerhalb des regionalen Schlaganfallnetzwerks FAST in Heppenheim auf den Eingriff vorbereitet und nach Heidelberg verlegt. Nach dem Eingriff erfolgt dann zur weiteren Behandlung und Versorgung oft eine Rückverlegung ins Kreiskrankenhaus.

Auch an vielen anderen Stellen stehen die Ärzte in Heppenheim und Heidelberg in engem Schulterschluss. Wo geboten, werden Patienten via Teleneurologie vorgestellt. Ebenso eng wie der Kontakt mit den Kollegen in Heidelberg, ist der Kontakt zu den Rettungsdiensten in der Region. Diese sind im Umgang mit Schlaganfallpatienten geschult, Notärzte und Rettungswagenbesatzungen wissen, wie wichtig die schnelle Therapie in einer Stroke Unit ist. Schon bei der Anfahrt zur Heppenheimer Klinik stehen sie in Kontakt mit den dortigen Ärzten, informieren über Symptome und Zustand des Patienten und bereiten so eine reibungslose Übernahme durch das Krankenhaus-Team vor.

Bei der Schlaganfalltherapie handelt es sich um eine komplexe Behandlung, bei der verschiedenste Therapien notwendig sind. Dies gelingt nur im Team. Neben den Ärzten sind Fachpfleger, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und Sozialarbeiter absolut unerlässlich. Das gemeinsame Ziel besteht darin, die Folgeschäden möglichst gering zu halten und dem Patienten nach dem Schlaganfall ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Nach der Akutbehandlung am Kreiskrankenhaus ist daher oftmals eine Reha nötig.

Mit dem Aufbau der Stroke Unit, angegliedert an die von PD Dr. Wolfgang Auch-Schwelk geleiteten Innere Medizin II, hat das Kreiskrankenhaus vor einigen Jahren eine medizinische Versorgungslücke in der Region geschlossen. Die Stroke Unit ermöglicht kurze Wege und kann durch die enge Verzahnung mit dem Heidelberger Uniklinikum eine optimale Behandlung auf dem derzeitigen Stand der Wissenschaft für jeden Patienten realisieren. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche ist das Schlaganfall-Team in Heppenheim vor Ort präsent. Insgesamt acht Patientenbetten mit Monitorüberwachung stehen dort zur Verfügung. Zudem hat die Neurologie, zu der die Stroke Unit gehört, bei Bedarf Betten auf einer Normalstation.


ZAHLEN zum Thema

Kommt es zum Gefäßverschluss im Gehirn, treten sehr schnell Schädigungen ein. Pro Minute sterben 1,9 Millionen Neuronen (Nervenzellen), 14 Millionen Synapsen und zwölf Kilometer Nervenfasern ab. Insgesamt wurden im Vorjahr am Kreiskrankenhaus Bergstraße rund 1.400 Patienten neurologisch behandelt, bei mehr als der Hälfte wurde ein Schlaganfall diagnostiziert. In der Regel werden die Schlaganfallpatienten 24 bis 72 Stunden monitorüberwacht. Nahezu jeder Dritte, so die Statistik, hatte zuvor schon einmal einen Schlaganfall erlitten. Lediglich bei etwas mehr als hundert Patienten war die Lyse-Therapie möglich, da viele Patienten zu spät vorstellig wurden oder medizinisch begründete Einschränkungen eine solche Behandlung nicht zuließen. Dennoch ist das Heppenheimer Team mit der Zahl nicht gänzlich unzufrieden. Dort wird aber auch gesagt: „Wir würden uns wünschen, noch mehr Patienten mit einer Thrombolyse helfen zu können.“


Warum FAST SO wichtig ist

Ein Schlagfall kündigt sich gewöhnlich nicht an. Zumeist kommt er plötzlich. Typische Symptome sind halbseitige Lähmungen, hängende Mundwinkel, Sprechstörungen, Störungen im Verstehen, Probleme beim Sehen. In ihren Ausprägungen können diese sehr unterschiedlich sein und müssen nicht zwangsläufig dauerhaft Bestand haben. Betroffene oder deren Umfeld sollten auf jeden Fall beim Auftreten solcher Symptome, egal in welcher Intensität oder Kombination, umgehend den Rettungsdienst über die Notrufnummer 112 alarmieren. Wichtige Hilfe bei einer ersten Diagnose sind für Laien wie für Spezialisten vier Buchstaben: FAST. Dies ist dem Englischen entliehen und steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Der daraus abzuleitend FAST-Test ist eine Kontrolle, ob die Mundwinkel symmetrisch sind, der Betroffene beide Arme auf gleiche Höhe heben kann und ob die Aussprache deutlich ist. Das „T“, erinnert an den Faktor Zeit, die Dringlichkeit des Notrufs. Denn der Rettungsdienst ist auch hier unabdingbar. Keinesfalls sollten Betroffene selbst ins Krankenaus fahren. Auch Angehörige oder Umstehende sollten den Krankentransport den Spezialisten überlassen.

Die Stroke Unit am Kreiskrankenhaus ist bestens vernetzt und in das Netzwerk des Schlaganfallkonsortium Rhein-Neckar (FAST) eingebunden. Unter dem Dach der Neurologischen Klinik der Universität Heidelberg konnte mit FAST ein in Deutschland einmaliges Kooperationsprojekt vieler Kliniken der Region etabliert werden. Ziel des von der Dietmar-Hopp-Stiftung geförderten Netzwerkes ist es, eine bestmögliche medizinische Versorgung vorzuhalten. Außerdem ist es für eine erfolgreiche Therapie entscheidend, dass die betroffenen Patienten so schnell wie möglich in das jeweils optimale Krankenhaus mit einer spezialisierten Stroke Unit kommen. Das FAST Netzwerk ermöglicht dies, so dass den Menschen in der Region flächendeckend Zugang zu allen gängigen Schlaganfalltherapien ermöglicht wird.


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