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Ein "Soziales Freiwilliges Jahr" während Corona-Zeiten im Kreis Bergstraße

03.08.2021

Santo Scheuermann half während seines Freiwilligen Sozialen Jahres im OP-Bereich des Kreiskrankenhauses mit. Foto: Thorsten Gutschalk

KREIS BERGSTRASSE | 03. August 2021 | Ausgerechnet während der Corona-Pandemie hat Santo Scheuermann einen Freiwilligendienst im Kreiskrankenhaus in Heppenheim (KKH) gemacht. Während andere wegen Kurzarbeit und Homeoffice viel zuhause saßen, verbrachte er seine Zeit im OP-Bereich des Krankenhauses, richtete Sterilgut und Container mit OP-Instrumenten. Begonnen hat Scheuermann sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im November vergangenen Jahres. "Die Pandemie war für meine Entscheidung gar nicht so ausschlaggebend und auch kein Hinderungsgrund", sagt er. Er wollte Einblicke in den Alltag des Krankenhauses bekommen.

Viele junge Menschen entscheiden sich für ein FSJ, da sie sich eine berufliche Orientierung wünschen, eine Pause vom Lernen suchen oder keinen Platz an der Wunschuniversität bekommen. Besonders begehrt sind die Stellen im Rettungsdienst, sagt Stefan Wennmacher, stellvertretender Fachbereichsleiter für die Freiwilligen Dienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Bergstraße und dem Odenwaldkreis. Bevor sie das FSJ im Rettungsdienst antreten können, müssen sich die Freiwilligen allerdings dafür ausbilden lassen. "Viele junge Leute nutzen den Dienst als Sprungbrett", erläutert Wennmacher. Häufig sind es Abiturienten, die Medizin studieren wollen, oder junge Menschen, die sich für andere medizinische Berufe interessieren. Aber das DRK bietet weitaus mehr Plätze an. Im Kreis Bergstraße gibt es rund 150 Stellen, die sich neben dem Rettungsdienst unter anderem auf verschiedene Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäuser und Seniorenheime verteilen. Auch die Behindertenhilfe Bergstraße ist ein großer Kooperationspartner des DRK. Noch gibt es freie Stellen, so Wennmacher, besonders in Schulen, im Pflegebereich und in der Behindertenhilfe.

Auch im Kreiskrankenhaus in Heppenheim sind noch Stellen frei. "Wir haben 17 mögliche Plätze, zehn davon sind momentan besetzt, zwei gerade in der Nachbesetzung", bilanziert Anna Lumpp, Pressesprecherin des Kreiskrankenhauses. Die Freiwilligen helfen dort im pflegerischen Bereich auf nahezu allen Stationen, so Lumpp. Das kann auf der Mutter-Kind-Station sein, im Kreißsaal oder auch im OP. "Die FSJler sind als Unterstützung auf den Stationen eine große Hilfe und entlasten die Pflegekräfte durch die Übernahme verschiedener Tätigkeiten, die keinen pflegerischen Berufsabschluss voraussetzen", so die Sprecherin weiter.

Obwohl der Einstieg in einen Freiwilligendienst prinzipiell zu jeder Zeit möglich ist, beginnen die meisten im Sommer. Dieses Jahr steht also die zweite "Corona-Saison" an. Die Pandemie wirkt sich jedoch kaum auf die Bewerbungen für Freiwilligendienste im Kreis aus. Im Kreiskrankenhaus gebe es keinen Rückgang, so Lumpp. Die Awo Bergstraße hat regulär zwei Stellen in der Bensheimer Kindertagesstätte Stubenwald zu vergeben, in diesem Jahr konnten sogar zwei zusätzliche Plätze ermöglicht werden. Bewerber gab es auch darüber hinaus noch. "Wir konnten auch 2020 alle Stellen besetzen, aber die Bewerberlage war in diesem Jahr noch mal besser", sagt Sabrina Kolba aus der Awo-Personalabteilung.

Beim DRK sieht das anders aus. Bereits in den vergangenen drei Jahren gab es immer weniger Bewerbungen. Woran das liegt, kann Wennmacher nicht sicher sagen. Die Pandemie könnte ein Grund für Unsicherheit sein, doch "es waren auch nicht schlagartig weniger Bewerber". Dennoch war und ist die Pandemie in den vergangenen anderthalb Jahren stets ein Grund, sich Gedanken über den Ablauf eines Freiwilligendienstes zu machen. "Einsatzstellen und Freiwillige waren oft unsicher, was sie noch machen können und dürfen", so Wennmacher.

Gerade in den sozialen Einrichtungen sind die FSJler mit vielen Menschen in Kontakt und können den Abstand oft nicht einhalten. In den Kindertagesstätten der Awo gab es zeitweise auch Maskenpflicht für Erzieher und Freiwillige. "Sie konnten sich dann auch impfen lassen", berichtet Kolba, "das wurde gut angenommen." Das hat auch Wennmacher bei den FSJlern des DRK so erlebt. Die Impfung gibt mehr Sicherheit, dennoch läuft noch nicht alles wie gewohnt. Die Pandemie schränkt ein. Seminare, die zum Austausch der Freiwilligen dienen und gesellschaftliche Themen ansprechen, können nur online stattfinden.

Santo Scheuermann fühlte sich nach seiner zweiten Impfung und mit den Hygiene- und Schutzmaßnahmen im Krankenhaus sehr sicher, sagt er. Für den 24-Jährigen endete das FSJ bereits nach sechs Monaten im April. Heute macht er im KKH eine Ausbildung als operationstechnischer Assistent. "Ich kann allen, die beruflich etwas Medizinisches machen wollen, als erste Orientierung ein soziales Jahr im Krankenhaus nur empfehlen", resümiert Scheuermann.

(von Bianca Beier, Redakteurin des Bergsträßer Echo) 

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