5 Jahre Hebammenkreißsaal
Aktuelles und Pressemitteilungen | 08.05.2023
Seit fünf Jahren ist am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim der hebammengeleitete Kreißsaal Teil der Geburtshilfe. Familien, vor allem Mütter, die Mitarbeitenden der Geburtshilfe, allen voran das Hebammenteam, aber auch Außenstehende begrüßten seinerzeit die Einführung des Konzepts. Erwartungen und Hoffnungen waren groß. Und die haben sich, dies die Bilanz zum Jubiläum, mehr als erfüllt.
Das Angebot eines hebammengeleiteten Kreißsaals, kurz Hebammenkreißsaal, war vor fünf Jahren in deutschen Geburtskliniken noch nicht sonderlich weit verbreitet und hat auch heute noch den Ruf des Besonderen. Entsprechende Vorarbeit wurde zur Einführung in dem zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Kreiskrankenhaus geleistet. „Dass der Hebammenkreißsaal viel Zustimmung finden würde, war absehbar. Zumal es in der Region seinerzeit nichts Vergleichbares gab und damit auch bis heute das Team über die längste Erfahrung verfügt. Dass das Interesse aber so groß ist, wie wir es erleben, hat besondere Bedeutung. Es darf nach meinem Verständnis als Ausdruck dessen verstanden werden, dass die Geburtshilfe an einem Krankenhaus wie dem unseren einen weiteren großen Entwicklungsschritt genommen hat“, sagt Dr. Cordula Müller, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe an der Kreisklinik.
Der Hebammenkreißsaal ist eine Erweiterung des seit jeher schon umfassenden Leistungsspektrums der Geburtshilfe in Heppenheim. Eingeführt wurde das Konzept in der Verantwortung von Dr. Müllers Vorgängerin, Dr. Ursula Hurst, in Zusammenarbeit mit dem Hebammen-Team des Hauses, federführend war seinerzeit Alexandra Daum, sowie der damaligen Pflegedienstleiterin Christine Faschingbauer. Hinter dem Konzept, das von den nun Verantwortlichen kontinuierlich fortgeschrieben wird, steht der Gedanke, die Geburt auf das zurückzuführen, was sie ist: Ein sehr persönliches Ereignis. Der Hebammenkreißsaal ist ein Konzept, das die Intimität der häuslichen Geburt ins Krankenhaus holt und diese so um die medizinische Sicherheit einer Klinik ergänzt.
Anders als bei herkömmlichen Krankenhausgeburten verantworten Hebammen den Betrieb des Kreißsaals. Sie sind erste Ansprechpartnerinnen der werdenden Eltern. Bereits im Vorfeld führen die Eltern intensive Gespräche mit einer Hebamme, können ihre Vorstellungen und Wünsche des Gebärens einbringen. Das Konzept lässt viel Raum für Individualität und ist ganz zentral an den Bedürfnissen der Mutter ausgerichtet. Bei der Geburt ist, selbst wenn sich diese über Stunden erstreckt, vom ersten Moment durchgängig eine Hebamme an der Seite der Mutter, begleitet und umsorgt diese. Medizinische Unterstützung in Form von Medikamenten oder anderen Hilfsmitteln bleiben, anders als gewöhnlich bei Krankenhausgeburten, gänzlich im Hintergrund, sind auf Wunsch und im Falle einer Komplikation aber sofort zur Stelle. „Hier schließen wir mit dem Konzept eine Lücke zwischen der Hausgeburt und der klassischen Krankenhausgeburt, weil wir medizinische Sicherheit auf kürzestem Weg geben können“, betont Martha Greif, Leiterin des Kreißsaals. Zugleich betont sie: „Wobei der hebammengeleitete Kreißsaal die persönliche Atmosphäre und die Privatsphäre gibt, die sich werdende Eltern zumeist wünschen.“
Voraussetzung zur Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal sind eine risiko- und komplikationsfreie Schwangerschaft und die Prognose eines ebenso risiko- und komplikationsfreien Gebärens. Bevor der Hebammenkreißsaal an den Start gegangen ist, stand für das Team am Kreiskrankenhaus eine Vorbereitungsphase von knapp einem Jahr auf der Agenda. Vorgaben für die Neuerung kamen vom Deutschen Hebammenverband, Pate für die Heppenheimer-Idee stand das Krankenhaus in Herrenberg. In der Region übernahm das Kreiskrankenhaus mit dem Hebammenkreißsaal eine Vorreiterrolle und selbst deutschlandweit gab es seinerzeit erst in 17 Krankenhäusern Vergleichbares. „Wir haben in den ersten fünf Jahren mit dem Angebot des Hebammenkreißsaals einen Zuspruch erlebt, der alle Erwartungen übertroffen hat“, resümiert Kreiskrankenhaus-Geschäftsführerin Lina Bartruff und fügt hinzu: „Wir sehen, dass das Konzept die Bedürfnisse von Eltern aufnimmt und ihnen gerecht wird.“ Und es gibt noch einen weiteren positiven Effekt: „Das Kreiskrankenhaus hat als Arbeitgeber ein weiteres Plus, bietet es Hebammen doch die Möglichkeit, zurück zu den Wurzeln ihres Berufs zu finden. Gebärende so zu begleiten, wie es das Berufsbild im Ursprung einmal vorgeben hat“, so Lina Bartruff
Und auch von verantwortlicher Seite in der Politik kommt Zustimmung. Im Landratsamt erklärt Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz: „Das Kreiskrankenhaus steht mit seinem umfassenden Leistungsspektrum für eine Gesundheitsversorgung der kurzen Wege. Für junge Familien hat die Geburtshilfe dabei nachvollziehbar besonderes Gewicht. Umso erfreulicher ist es, dass das Angebot vor Ort immer weiter ausgebaut wird und mit dem hebammengeleiteten Kreißsaal eine besondere Bereicherung gefunden hat. Mein Dank geht an alle, die sich seinerzeit für die Umsetzung des Konzepts eingesetzt haben und die es heute mit Überzeugung und Empathie mit Leben füllen.“
Inzwischen kommen mehr als zwanzig Prozent aller Kinder, die jährlich im Kreiskrankenhaus das Licht der Welt erblicken, im Hebammenkreißsaal zur Welt. „Das ist eine erfreulich große Zahl“, kommentiert Martha Greif. Und Eltern, die sich für die Geburt in Heppenheim entscheiden, kommen dabei gleichermaßen aus dem Kreisgebiet wie von jenseits der Kreisgrenzen. Neben dem hebammengeleiteten Kreißsaal bietet das Haus werdenden Eltern ein breites klassisches Spektrum in der Geburtshilfe sowie ein umfassendes Kursangebot sowohl im Vorfeld als auch nach der Geburt des Babys. Auch ist das Haus als babyfreundliche Geburtsklinik zertifiziert und hat zudem seine Mutter-Kind-Station familienfreundlich angelegt und damit auch an dieser Stelle einen gleichermaßen zeitgemäßen und zukunftsweisenden Weg beschritten