Leichter durchs Leben – wie die Schlauchmagen-OP in Heppenheim neue Perspektiven schafft
Aktuelles und Pressemitteilungen | 10.11.2025
Herr Prof. Dr. Knebel, für wen kommt eine Schlauchmagen-Operation überhaupt infrage?
Prof. Dr. Knebel: Die Operation richtet sich an Menschen mit deutlichem Übergewicht, das sich dauerhaft nicht durch konservative Maßnahmen behandeln lässt. Meist sprechen wir von einem Body-Mass-Index ab 40, oder ab 35, wenn Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Schlafapnoe vorliegen. Viele dieser Menschen haben schon viel ausprobiert – Diäten, Sportprogramme, therapeutische Begleitung – aber das Gewicht bleibt ein massives gesundheitliches Problem. Die Operation kann dann ein medizinisch sinnvoller und nachhaltiger Schritt sein.
Wie hoch ist das Risiko eines solchen Eingriffs?
Prof. Dr. Knebel: Dank moderner Technik und unserer Erfahrung ist das Risiko heute sehr gering. Die Operation wird minimal-invasiv durchgeführt, also über kleine Zugänge am Bauch. Komplikationen wie Nachblutungen oder Leckagen sind selten – wir kontrollieren das intraoperativ sehr sorgfältig. Zudem ist unser gesamtes Team sehr routiniert. Unsere Patientinnen und Patienten profitieren von einem strukturierten, standardisierten Vorgehen, das höchste Sicherheitsstandards erfüllt.
Wie genau wird die OP vorbereitet?
Prof. Dr. Knebel: Am Anfang steht immer eine umfassende Abklärung. Wir führen internistische, ernährungsmedizinische und psychologische Gespräche. Eine Magenspiegelung gehört häufig auch dazu. Wichtig ist, dass wir den Menschen ganzheitlich sehen – mit seiner Lebensgeschichte, seinen Erwartungen und auch seinen Befürchtungen. Die OP ist nur ein Teil eines längeren Prozesses. Deshalb legen wir sehr großen Wert auf Aufklärung, Vorbereitung und eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung.
Was passiert am Tag der Operation?
Prof. Dr. Knebel: Der Eingriff selbst dauert in der Regel rund eine Stunde. Wir arbeiten mit der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie. Dabei entfernen wir etwa 75 bis 80 Prozent des Magens und formen aus dem Rest einen schlanken „Schlauchmagen“. Das reduziert das Magenvolumen und bewirkt, dass das Sättigungsgefühl früher eintritt. Unser Team arbeitet dabei sehr präzise und routiniert – von der Narkoseeinleitung bis zum letzten Hautverschluss.
Wie schnell sind die Patientinnen und Patienten wieder auf den Beinen?
Prof. Dr. Knebel: Sehr schnell. Schon am ersten Tag nach der OP beginnen wir mit der Mobilisierung. Die Aufnahme von Nahrung wird schrittweise wieder aufgebaut, und in der Regel können unsere Patientinnen und Patienten nach drei bis vier Tagen nach Hause entlassen werden. Dabei ist die Begleitung natürlich noch nicht vorbei – im Gegenteil: Sie geht in eine neue, unterstützende Phase über.
Wie sieht die Nachsorge aus?
Prof. Dr. Knebel: Die Nachsorge ist ein ganz zentraler Teil unserer Behandlung. Es geht nicht nur darum, Gewicht zu verlieren, sondern vor allem darum, eine neue Lebensweise zu finden – mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und einem gestärkten Körpergefühl. Wir stehen unseren Patientinnen und Patienten mit regelmäßigen Kontrollen, Ernährungsberatung und, wenn nötig, auch psychologischer Unterstützung zur Seite. Viele erleben nach kurzer Zeit eine enorme Steigerung der Lebensqualität.
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße ist Teil des Universitätsklinikums Heidelberg. Welche Rolle spielt diese Verbindung für Ihre Arbeit?
Prof. Dr. Knebel: Eine sehr große. Als akademisches Lehrkrankenhaus profitieren wir direkt von der Heidelberger Universitätsmedizin – sei es im Bereich Forschung, in der Ausbildung oder bei der Qualitätssicherung. Wir arbeiten eng mit Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen zusammen und haben Zugriff auf modernste Erkenntnisse und Studien. Diese enge Verbindung kommt am Ende ganz direkt unseren Patientinnen und Patienten zugute – und zwar hier vor Ort in Heppenheim.
Was empfehlen Sie als ersten Schritt für Menschen, die sich für eine solche OP interessieren?
Prof. Dr. Knebel: Ein sehr guter erster Schritt für Betroffene ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Bundesweit gibt es zahlreiche solcher Gruppen – auch regional, etwa hier an der Bergstraße die Adipositas Selbsthilfegruppe Bergstraße. Der große Vorteil liegt im persönlichen und ungezwungenen Austausch mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. In einem geschützten Rahmen lassen sich ganz unterschiedliche Themen offen ansprechen – ohne Zeitdruck oder Bewertung. Besonders wertvoll ist, dass dort auch Personen vertreten sind, die bereits eine Operation hinter sich haben und aus erster Hand von ihren Erfahrungen berichten können. Ansprechpartnerin vor Ort ist Frau Silvia Deppert, erreichbar unter der Telefonnummer 0151 22675734.
Die Schlauchmagen-OP ist kein schneller Ausweg, sondern ein medizinisch sinnvoller, gut vorbereiteter und sicher durchgeführter Schritt auf dem Weg zu einem gesünderen, leichteren Leben.
Pressekontakt Kreiskrankenhaus Bergstraße
Cathrin Müller
Telefon: 06252-70192 388
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E-Mail: cathrin.mueller(at)kkh-bergstrasse.de
Kreiskrankenhaus Bergstraße
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