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Aktuelle Erkenntnisse zu Diabetes verständlich vermittelt: Chefarzt PD Dr. Seitz informiert im Marstall

Aktuelles und Pressemitteilungen | 20.11.2025

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Erkrankung früh erkannt, richtig eingeordnet und wirksam behandelt werden kann, um schwere Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. Dr. Seitz erläuterte, dass in Deutschland etwa zehn Prozent der Menschen von Diabetes betroffen sind, in der Region Bergstraße zählen rund 2.000 Patientinnen und Patienten dazu. Viele weitere befinden sich im Prädiabetes, einem frühen Stadium, das oft unbemerkt bleibe und dennoch bereits gesundheitliche Risiken mit sich bringe. Außerdem befürchtet man eine hohe Dunkelziffer von Menschen, die mangels Beschwerden von ihrem Diabetes nichts wissen.

Ein grundlegendes Verständnis der Blutzuckerwerte sei entscheidend. Nüchtern liege ein gesunder Wert zwischen 60 und 100 mg/dl, zwei Stunden nach einer Mahlzeit sollten 160 bis 180 mg/dl nicht überschritten werden. Erhöhte Werte führen dazu, dass der Körper überschüssigen Zucker über die Niere ausscheidet, was starken Durst und Flüssigkeitsverlust zur Folge hat. Umgekehrt können Unterzuckerungen unter 60 mg/dl zu Sehstörungen, Schwindel, Heißhunger oder sogar Stürzen führen. Beide Situationen erfordern Aufmerksamkeit, da sie sowohl kurzfristig gefährlich als auch langfristig belastend sein können. Oft verursachen erhöhte Werte keine Beschwerden. So merken viele Betroffene gar nicht, auf welche gefährliche Situation sie zusteuern.

Besonders eindrücklich schilderte Dr. Seitz die Auswirkungen des Diabetes auf Herz und Gefäße. Die Gefahren des Diabetes werden unterschätzt, wenn nur die Sterbestatistiken betrachtet werden. Nach seinen Ausführungen verstirbt jeder zweite Diabetiker an einem Herzinfarkt, und ein Drittel aller Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit weist einen Diabetes auf. In den Statistiken tauchen diese Fälle dann als Herzerkrankungen auf. 

Selbst der Prädiabetes, ein gestörter Stoffwechsel vor Ausbruch eines Diabetes, erhöht das Risiko deutlich. Es kommt zu Entzündungsprozessen im Körper, Gefäßverkalkungen und langfristigen Herzmuskelschäden. Solche Veränderungen beginnen oft früh und schreiten schleichend voran, weshalb eine rechtzeitige Diagnose und konsequente Behandlung von zentraler Bedeutung sind.

Im Vortrag wurden zudem die verschiedenen Diabetesformen erläutert: Typ 1 entsteht durch eine autoimmune Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen und tritt meist im Jugendalter auf. Typ 2, die mit Abstand häufigste Form, ist geprägt durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und modernen Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und Überernährung. Diese Form betrifft zunehmend auch jüngere Menschen. Darüber hinaus gibt es seltenere Ausprägungen wie Diabetes infolge einer Schädigung der Bauchspeicheldrüse oder den Schwangerschaftsdiabetes.

Auch die heutigen therapeutischen Möglichkeiten von Seitz beschrieben: er ging dabei auf die unterschiedlichen Medikamentengruppen sowie die individuellen Insulintherapien ein, die je nach Stoffwechsel und Begleiterkrankungen angepasst werden. Die Therapie müsse stets auf Lebenssituation, Gesundheitszustand und individuelle Ziele abgestimmt werden, um wirksam und zugleich alltagsgerecht zu sein.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Bedeutung regelmäßiger Bewegung. Körperliche Aktivität verbessert nicht nur die Blutzuckerkontrolle, sondern schützt Herz und Gefäße, stärkt Muskeln und wirkt sich positiv auf das Gehirn aus. Studien zeigen, dass Menschen mit sehr geringer körperlicher Aktivität eine vierfach höhere Sterblichkeit aufweisen als körperlich aktive Personen. Bewegung fördert zudem Botenstoffe, die zur Erhaltung der Nervenzellen beitragen und das Risiko für Depressionen und Demenz reduzieren können.

Zum Abschluss gab Dr. Seitz praktische Empfehlungen zum Selbstmanagement und zur Vorbeugung. Eine bewusste Ernährung, ausreichend Bewegung, kontinuierliche Kontrolle der Blutzuckerwerte und tägliche Fußpflege tragen entscheidend dazu bei, Folgeerkrankungen zu vermeiden. Ergänzend verwies er auf mögliche gesundheitspolitische Maßnahmen wie eine Zuckersteuer, Werbebeschränkungen für Kinder oder die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse, die langfristig zu einer besseren Prävention beitragen könnten. Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Andreas Kolb, Diabetesberater DDG am Kreiskrankenhaus Bergstraße, die Fragen der Anwesenden und vertiefte praktische Aspekte des Diabetesmanagements.

Die Veranstaltung war die letzte in diesem Jahr im Rahmen des „Gesundheitsforums Bergstraße“. Die Veranstaltungsreihe wird im kommenden Jahr vom Kreiskrankenhaus Bergstraße fortgeführt werden. Termine finden Sie in Kürze auf der Website des Krankenhauses.

 

 

Pressekontakt Kreiskrankenhaus Bergstraße

Cathrin Müller

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