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Notaufnahme: Zwischen Todesnachricht und Bagatellfall

Aktuelles und Pressemitteilungen | 21.05.2025

HEPPENHEIM. In einem Moment müssen die Mitarbeiter der Notaufnahme im Kreiskrankenhaus Bergstraße eine Todesnachricht überbringen. Im nächsten widmen sie sich in Heppenheim einem Patienten, der mit Magen-Darm Problemen in der Notaufnahme sitzt und sich über die lange Wartezeit ärgert. „Die Einsatzzahlen steigen in allen Bereichen der Notfallmedizin“, berichtet Dr. Fabian Wagner. Als Leiter der Notaufnahme im Kreiskrankenhaus Bergstraße sah er seine Abteilung vergangenes Jahr mit der Behandlung von mehr als 24.000 Patienten konfrontiert. Nicht alle müssten zwingend in der Notaufnahme vorstellig werden. In Wagners Augen ist es so: „Das Urteilsvermögen vieler Menschen in gesundheitlichen Fragen lässt immer mehr nach.“ Seit Jahren klettern die Einsatzzahlen in der Notfallmedizin nach oben. In der Heppenheimer Notaufnahme sieht sich das Personal mit der ganzen Bandbreite des Bevölkerungsquerschnitts im Kreis Bergstraße konfrontiert. „Das reicht vom älteren Odenwälder, der häufig eher zu spät in die Notaufnahme kommt, bis zum jungen Stadtmenschen, dem zwei Tage Bettruhe reichen würden“, so Wagner. Der Leiter der Notaufnahme ist stolz darauf, dass seine Abteilung zu 100 Prozent digital arbeitet. Dass dieser Umstand zu keiner Zeitersparnis im Alltag führt, deutet aber auf strukturelle Probleme im Gesundheitswesen hin. Bürokratische Zwänge sorgen dafür, dass die Mitarbeiter einen langen Atem und viel Geduld brauchen. Für Wagner stand früh fest, dass ihn sein beruflicher Weg in die Notfallmedizin führen soll. Der 45 Jahre alte Mediziner studierte in Tübingen und machte seine Facharztausbildung in Karlsruhe. Schon als Jugendlicher war er als Rettungsassistent im Einsatz. „In der Abi-Zeitung stand als Berufswunsch, dass ich in die Notfallmedizin gehen möchte.“ Seinen Dienst als Leiter der Notaufnahme in Heppenheim trat Wagner mit vielen Ideen an. Dann machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Erst einmal waren in einer Ausnahmesituation pragmatische Lösungen statt einer Neuorganisation des Alltagbetriebs gefragt. Schon immer reizt Wagner an seinem Job als Notfallmediziner, dass die Arbeit extrem abwechslungsreich ist. „Von jedem Fach decken wir in der Notaufnahme die 15 spannendsten Minuten ab“, sagt Wagner. Dafür stehen die Mitarbeiter unter permanenter Anspannung. 

Das Urteilsvermögen vieler Menschen in gesundheitlichen Fragen lässt immer mehr nach.
Dr. Fabian Wagner, Leiter der Notaufnahme im Kreiskrankenhaus

„Der Arbeitstag ist wie ein Marathon mit Zwischensprints“, sagt Wagner. Zehn Minuten habe man in der Notaufnahme Zeit, um eine Ersteinschätzung am Patienten vorzunehmen. Dass es von Patienten oft Klagen darüber gibt, viel Zeit in der Notaufnahme mitbringen zu müssen, kann Wagner nur bedingt nachvollziehen. Er betrachtet es von der anderen Seite und sagt: „In der Notaufnahme sieht man in sieben Stunden mehrere Fachärzte.“ Bei niedergelassenen Ärzten müsse man dafür mit Terminvereinbarung wohl mehrere Monate einplanen. Für theoretische Großlagen hat es in der Notaufnahme schon immer Szenarien gegeben. Generell wird nach dem standardisierten Manchester-Triage System gearbeitet. Doch Vorfälle wie Messerangriffe auf Volksfesten oder Autos, die gezielt in Menschengruppen gesteuert werden, haben aus einer theoretischen längst eine konkrete Bedrohungslage werden lassen. „Als es im März zu dem Anschlag in der Mannheimer Innenstadt kam, hat die zuständige Leitstelle schon unsere Kapazitäten abgefragt“, sagt Wagner. Bislang ist der Ernstfall mit einer Großlage im Kreiskrankenhaus Bergstraße ausgeblieben. Aber Wagner weiß, dass ein solches Szenario bei Volksfesten und Großveranstaltungen wie Weinlagenwanderung oder Spargelwanderung nicht abstrakt ist. In Sachen Notfallmedizin könnte in Deutschland einiges besser laufen. Wagner berichtet, dass es in 24 von 27 EU Ländern eine Ausbildung zum Facharzt für Notfallmedizin gibt. Deutschland geht einen anderen Weg. Wer seine Facharztausbildung abgeschlossen hat, muss sich als Notfallmediziner weiterbilden lassen. Das Heppenheimer Krankenhaus ist so gut aufgestellt, dass die Weiterbildungsmaßnahme hier angeboten wird. Auch beim Thema elektronische Patientenakte sieht Wagner Nachholbedarf. Zuletzt wurde ein Patient aus Skandinavien in der Notaufnahme in Heppenheim vorstellig. Er sei ganz überrascht gewesen, dass die Ärzte nicht auf seine kürzlich in der Heimat erstellten Röntgenbilder zugreifen könnten. „Während wir über die erste Version der E-Akte diskutieren, sind sie in anderen Ländern schon beim 20. Durchlauf“, sagt Wagner.

Von Philipp Sémon

Der Artikel erschien zuerst im Echo und ist hier im Original abrufbar.
 

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