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„Wussten Sie schon, dass ein gestilltes Kind ein geringeres Risiko hat später an Übergewicht zu leiden?“

Aktuelles und Pressemitteilungen | 30.09.2024

„Wussten Sie schon, dass ein gestilltes Kind ein geringeres Risiko hat später an Übergewicht zu leiden?“

„Wussten Sie schon, dass beim gestillten Kind das Risiko später an Übergewicht zu leiden und an Diabetes mellitus zu erkranken um 45 % gesenkt wird, wenn sechs Monate ausschließlich gestillt wurde?“ sagt Dr. Cordula Müller, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am KKH Bergstraße und sieht mich ernst an. 

„Stillen hat so viele Vorteile, aber dessen sind sich viele Menschen leider noch immer nicht bewusst. Aus diesem Grund wurde 1991 von der World Alliance for Breastfeeding Action* die „Weltstillwoche“ ins Leben gerufen,“ ergänzt sie.

  *Die World Alliance for Breastfeeding Action, kurz WABA, gilt als die größte gemeinsame Kampagne aller das Stillen fördernden Organisationen. Dazu gehören u.A: auch die WHO und UNICEF. 

Die Weltstillwoche wird jährlich in über120 Ländern begangen. Jedes Jahr unter einem anderen Motto. In Deutschland findet sie immer in der 40. Kalenderwoche statt. Das ist in diesem Jahr von Montag, 30. September bis Sonntag, 06. Oktober. Das Motto lautet: „Sillfreundliche Strukturen. Für alle.“

Worin sehen Sie als Chefärztin einer gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung eines Krankenhauses Ihre Aufgabe diesbezüglich?

„Wir möchten anlässlich der Weltstillwoche Aufklärungsarbeit leisten. Ganz einfach aus dem Grund, weil das Stillen so viele Vorteile mit sich bringt, die viele leider überhaupt nicht kennen. Deshalb werden wir im Kreiskrankenhaus in Heppenheim nächste Woche durch verschiedene Aktionen vor Ort, auf der Website und auf unseren Social Media-Kanälen auf die Vorteile des Stillens aufmerksam machen.“

Welche Vorteile bringt das Stillen konkret? 

„Vor allem hat das Kind natürlich einen großen, gesundheitlichen Benefit: Stillen stärkt durch das in der Milch enthaltene Immunglobulin A das Immunsystem des Säuglings. Die Vormilch, das Kolostrum, ist dabei besonders reich an IgA.“

Heißt das, dass Kinder, die ausschließlich gestillt werden, seltener krank werden?

„Genau das heißt es. Außerdem haben gestillte Kinder – bedingt durch einen höheren Anteil an die Verdauung unterstützenden Bifido Bakterien im Darm – eine gesündere Darmflora. Das wiederum trägt auch zu einer gesunden Entwicklung des Säuglings bei.

Darüber hinaus unterstützt das Stillen den Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes äußerst positiv. Morgens und tagsüber findet sich in der Muttermilch nämlich mehr munter machendes Cortisol, abends mehr schlafförderndes Melatonin. Man könnte die Muttermilch also auch als erste Uhr des Kindes betrachten.“

Ich habe mal gelesen, dass Stillen sogar die geistigen Fähigkeiten des Kindes fördern soll? Stimmt das? 

„Ja, das stimmt tatsächlich. Die in der Muttermilch enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie auch ein zusätzlicher Wachstumsfaktor, tragen wesentlich zur geistigen Entwicklung des Kindes bei.“

Es wird ja häufig das sofortige Anlegen des Kindes nach der Entbindung empfohlen. Würden Sie das auch für Mütter empfehlen, die ihr Kind per Kaiserschnitt entbinden? 

„Ja, unbedingt. Ein Abstand von der Narkose – auch wenn es eine Vollnarkose gewesen sein sollte – bis zum ersten Anlegen des Kindes danach muss nicht eingehalten werden. Die erste Milch nach einer Narkose muss nicht verworfen werden.“

Hat die stillende Mutter auch Vorteile durch das Stillen?

„Die Mutter hat ebenfalls signifikante Vorteile: Die Natur hat es so eingerichtet, dass durch das Stillen die Rückbildung der Gebärmutter gefördert wird, was wichtig ist. 

Außerdem ist für viele Mütter das Gewicht nach einer Schwangerschaft ein wichtiges Thema, dass sie beschäftigt. Durch das Stillen werden ca. 700 cal/Tag verbraucht, was ca. 1 Stunde Fahrradfahren bei 30 km/h entspricht.“

Gibt es noch weitere Punkte, die für das Stillen sprechen?

„Die gibt es in der Tat. Stillen schützt und spart in mehrerer Hinsicht Ressourcen.

Muttermilch ist immer und überall verfügbar, kostenlos, verpackungsfrei und somit umweltschonend. Außerdem ist die Muttermilch stets optimal an die Bedürfnisse des Kindes angepasst und zusammengesetzt. Nebenbei bemerkt kann durch reines Stillen monatlich noch bis zu 200 Euro gespart werden.“

Wie unterstützen Sie Mütter am KKH Bergstraße konkret zum Thema Stillen?

„Nach der Geburt möchten wir die Mütter und ihre Angehörigen beim Stillen sowie bei der Bindung zum Kind unterstützen und damit dessen Entwicklung fördern. Daher haben wir uns als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ weitergebildet und zertifizieren lassen. Somit können wir der stillenden und nicht stillenden Mutter sowie ihren Angehörigen eine umfassende und vor allem einheitliche Beratung und Unterstützung bieten. 

In unserer „babyfreundlichen Arbeitsgemeinschaft“ werden unter Leitung der Oberärztin Dr. Anja Herbert, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Stillstandards entwickelt und gefördert. Außerdem bieten wir jeden dritten Dienstag im Monat ein Stillcafé an, in dem sich junge Mütter treffen und austauschen können. Das ist gerade in der Anfangsphase des Elternsein und mit noch sehr kleinen Kindern oft hilfreich. Natürlich sind auch nicht-stillende Mütter herzlich willkommen. Gegenseitiger Respekt und Akzeptanz sind uns auch bei diesem Thema sehr wichtig.“

Wir danken Dr. Cordula Müller für das informative Gespräch. Das Interview führte Cathrin Müller. 

 

Weitere Informationen: www.kkh-bergstrasse.de

Weitere Informationen zum Stillcafé: Kreiskrankenhaus Bergstraße: Kursangebote zur Geburt (kkh-bergstrasse.de)

 

Pressekontakt Kreiskrankenhaus Bergstraße
Cathrin Müller
Telefon: 06252-701656

Mobil: 0172-6900369
E-Mail: cathrin.mueller(at)kkh-bergstrasse.de
Viernheimer Straße 2
64646 Heppenheim