Man erkennt sie schon von weitem, wenn sie über die Stationsflure des Kreiskrankenhauses Bergstraße gehen: In lindgrünen Kitteln besuchen die Grünen Damen Patienten und Patientinnen, hören zu, spenden Trost, leisten Gesellschaft. Gerade in einer Zeit, die von reglementierenden Besuchszeiten und Besuchsverboten durch die Corona-Pandemie geprägt ist, scheint ihr freiwilliger Dienst wichtiger denn je.

„Das Krankenhauswesen ist momentan geprägt von einem anhaltenden Fachkräftemangel, Covid-19 hat dies noch einmal verschärft. Unser Pflegepersonal ist unglaublich engagiert, dennoch müssen sie Prioritäten setzen. Die Zeit für intensive Gespräche und Gesellschaft bleibt dabei leider oft auf der Strecke“, erläutert der Pflegedirektor des Kreiskrankenhauses, Rayk Oemus, die pflegerische Situation in Deutschland. „Daher sind die Grünen Damen für uns wie auch für Patienten so wertvoll. Sie haben nicht nur die Zeit, den Patienten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, sondern sie entlasten nebenbei auch die Mitarbeitenden“, so Oemus.

Die Damen übernehmen zudem auch kleinere Erledigungen im Haus, begleiten Kranke zu Untersuchungen oder zum Gottesdienst, lesen vor. Seit der Eröffnung des Krankenhauses vor 40 Jahren sind auch die Damen in grün aktiv, aber in den letzten Jahren hat sich die Zahl unter anderem durch die Corona-Situation verringert. Zum einen, weil viele der älteren Frauen gesundheitlich nicht mehr den Dienst wahrnehmen konnten, zum anderen, weil für manche die Belastung zu hoch ist.

 „Wir sind für viele ein Geschenk in doch teilweise schweren Situationen. Das Gefühl durch unsere Unterstützungen die Lage der Patientinnen und Patienten etwas verbessert zu haben, ist gleichzeitig auch ein Geschenk für uns,“ berichtet die Vorsitzende der Grünen Damen, Ute Karger. Als langjährige Grüne Dame hat sie viele Patienten und ihre Schicksale erlebt. Das mache demütig gegenüber der eigenen Gesundheit aber gebe auch Kraft, Situationen im privaten besser zu meistern, resümiert sie.

Die Grünen Damen sind mit ihrem Erlebten nie allein, da der Austausch untereinander sehr stark ist und es neben dem Dienst auch regelmäßige Treffen und Ausflüge gibt. Die Krankenhaus-Seelsorger, Pfarrerin Steffi Beckmann und Pfarrer Johannes Stauder, stehen mit den Grünen Damen in engem Kontakt und haben immer ein offenes Ohr wie auch der Pflegedirektor Rayk Oemus, die Pflegekräfte und Ärzte.

Das Ehrenamt am Kreiskrankenhaus fußt auf einer praxisnahen Ausbildung, die die Grünen Damen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit professionell unterstützen soll. In einem Ausbildungskurs von April bis Oktober gibt Pfarrerin Steffi Beckmann den Ehrenamtlichen Kommunikationsstrategien an die Hand, bespricht die Begleitung von Menschen in besonderen Lebenssituationen und gibt Raum für den Umgang mit dem eigenen Erlebten und die Verarbeitung dessen.

„Mit der Teilnahme am Ausbildungskurs möchten wir unseren Grünen Damen einen Leitfaden geben und sie optimal für das Ehrenamt vorbereiten. Gleichzeitig unterstreichen wir mit dem Ausbildungsangebot auch die Wichtigkeit der Grünen Damen für unser Haus. Es ist keine Selbstverständlichkeit seine freie Zeit für andere zu opfern“, erklärt die Pfarrerin den Hintergrund für das Ausbildungskonzept.

Die Grünen Damen wie auch das Kreiskrankenhaus in Heppenheim freuen sich sehr über Verstärkung, auch gerne von männlicher Seite.

INFORMATIONEN FÜR INTERESSIERTE
Interessierte sind herzlich zum Informationsabend am 02. März 2023 um 17:30 Uhr im Haus der Kirche, Ludwigstrasse 13 in Heppenheim eingeladen. Hospitationen davor sind möglich. Kommen Sie gerne auf Pfarrerin Steffi Beckmann (Tel.: 06252 701 368), Pfarrer Johannes Stauder (Tel.: 06252 701 624) oder die Leiterin der Grünen Damen, Ute Karger, zu (Tel.: 06252 603141). Mehr Infos erhalten Sie auch hier.

HINTERGRUND
Ihre Wurzeln haben die Grünen Damen in Amerika. Vor mehr als 50 Jahren hat Brigitte Schröder, Frau des früheren CDU-Bundesinnenministers Gerhard Schröder, die Initiative nach Deutschland gebracht. Seitdem hat die Idee sich mehr und mehr ausgebreitet. Im Bergsträßer Kreiskrankenhaus sind Grüne Damen seit dessen Eröffnung im Jahr 1982 aktiv. Aktuell zählt die Gruppe sechs Frauen, die sich in der Regel vormittags für 2 bis 3 Stunden im Krankenhaus treffen. Aber auch nachmittags ist der Einsatz möglich. Zudem gibt es monatliche Treffen mit den Seelsorgern zum Austausch und gemeinsame Ausflüge.